Wir protestieren gegen die Verurteilung von Sevan Nisanyan.
Sevan Nisanyan (armenisch: Nschanjan) wurde für seine von islamischer Darstellung abweichende Interpretation der islamischen Entstehungsmythologie für 13,5 Monaten Haft verurteilt. Ihm wird die „Verunglimpfung der religiösen Werte von Teilen der Bevölkerung“ vorgeworfen. Wochen zuvor wurde auch der international renommierte Komponist Fazil Saywegen eines Zitat aus dem Gedicht des Dichters Omar Khayyam(1048-1131) zu einer Haftstrafe verurteilt – im Unterschied zu S. Nisanyan allerdings auf Bewährung. Nun belegt uns die Verurteilung des Autors, Philologen und Forschers Sevan Nisanyan, dass die sunnitisch-islamische Intoleranz nicht nur gesellschaftlich salonfähig geworden ist, sondern auch auf staatlicher Ebene zur Handlungsdoktrin aufgestiegen ist. Auch die schamlose Äußerung des türkischen EU-Ministers Egemen Bagis in Schweden, der die Bemühen um Anerkennung des Genozids von 1915 mit Masturbation verglich, ist in diesem Kontext zu betrachten.
Die Verurteilungen des Vertreters der „Plattform für Solidarität mit inhaftierten Journalisten“ (TGDP), Necati Abay, zu 11 Jahren und 3 Monaten sowie des ehemaligen Redakteurs der Zeitung „Azadiya Welat“, Ibrahim Güvenc, zu 10 Jahren und 3 Monatenzeigt, welch katastrophale Einschränkung der Meinungsfreiheit in der Türkei besteht.
Der Journalist Mehmet Y. Yilmaz schilderte in der „Hürriyet“ vom 13. Mai 2013 in seiner Kolumne, wie der Kulturminister Ömer Celik in einer Expertenrunde zur Lösung des Kurdenkonflikts in Anwesenheit von Ministerpräsidenten Erdogan mit einem spöttischem Witz über die Trinität Gottes für höhnischen Gelächter sorgte. Minister Celik erzählte äußerte: „Auch ich kann gegen die Blasphemie nichts unternehmen, denn mir sagt man ebenfalls, dassich der Vater von Jesus sei."
Die Beleidigung von Milliarden Christen weltweit und die Entstellung und fälschliche Darstellung der Trinität Gottes in der sogenannten „Expertenkommission“ wird hier verantwortungslosverharmlost und bejubelt, genauso wie die abfälligen Äußerungendes Ministerpräsidenten Erdogan über den jesidischen, alevitischen, zoroastrischen Glauben und andere Religionen. Aber Sevan Nisanyan wird paradoxerweise für sein abweichendes Verständnis von islamischer Mythologie bestraft. Hier wird der Doppelstandard der islamischen Intoleranz sehr deutlich.
Wir, die Unterzeichner dieses Protestschreibens, fordern die sofortige Aufhebung dieses durch nichts zu rechtfertigenden Urteils. Wir fordern ebenfalls, von weiteren inquisitorischen Urteilen abzusehen. Wir fordern den Schutz und die Gewährleistung aller Grund- und Lebensrechte von Sevan Nisanyan, auf der Basis der Meinungsfreiheit, welche, in der Verfassung der Türkischen Republik sowie in internationalen, von der Türkei unterzeichneten Abkommen verankert sind.
Die Freiheit, Religionen zu kritisieren, ist wie die Meinungs- und Glaubensfreiheit ein Geburtsrecht jedes einzelnen Menschen. Dagegen verstoßende Urteile fördern die Radikalisierung der Gesellschaft in der Zeit des islamistischen Terrorismus und gefährden den internationalen Frieden.
Wir fordern die Weltöffentlichkeit auf, ihre Stimme gegen dieses absurde Urteil zu erheben.
Wir solidarisieren uns mit Sevan Nisanyan, Fazil Say, Necati Abay, Ibrahim Güvenc und allen, die wegen ihrer Meinung Repressalien erleiden. Seid mit uns und erhebt eure Stimme, denn es geht nicht nur um die Betroffenen, sondern um unsere Würde und Zukunft.
İsmail Beşikçi
Fikret Başkaya
Ali Nesin
Sait Çetinoğlu
İbrahim Seven
Adnan Chalma Kulhan
Abut Can
Kenan Araz
Erol Özkoray
Ragıp Zarakolu
Ahmet Abakay
Attila Tuygan
Ahmet Önal
Muzaffer Erdoğdu
Aram Budak
Nadya UygunRüstem Aryal
Murat Kuseyri
Sait Eser
Fikri Göksal
Shabo Boyacı
Garo Kaprielyan
Hilda Sıradağ
Kermo Reada
Recep Maraşlı
Hovsep
Hayreni
Shabo Akgül
Ferit Altınsu
Musa Konaç
Basim
Altundağ Barhe
Sabri Yıldız
Simon
Barmano
Yohan
MackayRume
Selay Ertem
Zeynep Tozduman
Hanna
Kerkinni
Dikran Ego
Pınar Ömeroğlu
Serdar koçman
Fatima akalın
Mahmut KonukRamazan Gezgin
Sezai Sarıoğlu
A. Aydın Doğan
Güngör Şenkal
Dr. Ali Kılıç
Temel Demirer
Sibel Özbudun
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